Die letzten Tage ist vieles passiert: Ich war beim Boulder Developement mit Matt. Das heißt, wir sind einige Boulder bestiegen, die vielleicht noch kein Mensch vor uns angefasst hat. Irgendeine zickige New Yorkerin hat irgendwelche Viecher in unser Dorm Zimmer gebracht und danach rumgeflennt wie ein kleines Kind und ist noch in der Nacht abgehauen (what a loss…). Ich hab die Gitarre geschwungen und mit meiner Mitbewohnerin Monifa aus New Jersey Musik gemacht. Alles cool, alles toll. Aber der heutige Tag war einer, den ich wohl nie vergessen werde!
Einer der besten Tage meines Lebens: Good Times & Adventures
Ich sag es ganz ehrlich: in dem Moment wo ich das hier tippe stehe ich noch bis in die Haarspitzen im Adrenalin. Okay…ich war gerade in der Dusche und hab mir den Schädel rasiert, aber ihr wisst was ich meine! Dieser Tag war einer, den ich niemals vergessen werde! Ich bin ja hier bei Goodtime Adventures in Koh Tao und mache meine ganzen Kletterkurse, hänge mit den Leuten ab und lebe auch im Goodtimes Hostel. Und heute haben wir dem Namen mal alle Ehre gemacht. Das war der vielleicht abenteuerlichste Tag meines Lebens!
Der Plan war: Trad Climbing Teil 2. Meine Entzündung hatte mich ja leider etwas zurück geworfen (ist übrigens wieder alles ziemlich gut) und ich konnte nicht so wirklich klettern. Dann kamen einige Dinge dazwischen (Kunden aus der Hölle zum Beispiel) aber heute war der Tag gekommen, an dem ich meinen Trad Climbing Kurs vervollständigen sollte. So weit, so gut!
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Zum Start ging es ganz normal raus in den Dschungel und zu einer Route namens Car Jack. Ziemlich hoch und eine Mehrseillänge. Ich bin die Route noch nie geklettert und auch wenn es nur eine 5c ist (zumindest der erste Teil – über den Zweiten hüllen wir den Mantel des Schweigens), wollte ich doch erst mal im Top Rope hoch und mir das alles anschauen. Der erste Versuch war nicht sonderlich gut, der Zweite schon etwas besser und der Dritte dann richtig gut. Aber die Route an sich ist doch ziemlich kraftraubend, so dass ich zwischendurch doch einige Pausen brauchte, um meine Unterarme nicht komplett kaputt zu machen. Letztenendes sind wir dann wieder zurück gefahren, ohne dass ich die Route Trad geklettert bin. Aber das war kein Problem, denn das kann man ja jederzeit nachholen und ich habe den Vormittag mit einer wirklich tollen Route und mit Matt sehr genossen.
Und außerdem war da diese Vorfreude: Trad in Lang Khaai. Ich liebe diesen Ort einfach. Diese abgelegene Bucht in die keine Sau rein kommt, das smaragdgrüne Wasser, tausende Fische. Ultra kitschig. Also rauf auf den Roller und los geht die Tour. Und alleine mit Matt auf einem Roller zu sitzen ist schon abenteuerlich, weil er ein riesen Schlacks ist und mir ständig seine Dreadlocks ins Gesicht stopft. Und wenn du dann noch massig Equipment dabei hast und irgendwelche Rumpelwege fahren musst, die richtig richtig steil sind und natürlich irgendwie nur aus Sand bestehen – fun.
Multipitch Trad Lang Khaai – bitte beeilen Sie sich!
Wir sind relativ pünktlich um 2 Uhr los gefahren, denn Trad dauert einfach sehr lange und die Bucht von Lang Khaai ist nur über einen ca 10 minütigen Hike entlang der Küstenfelsen zu erreichen. Das ist eine ziemliche Kraxelei und du willst da raus sein bevor es dunkel wird. Also keine Zeit verschwenden, das ganze Equipment an den Klettergurt und los geht´s!
Die Route selbst ist ziemlich easy, aber trotzdem wunderschön. Man platziert seine Befestigungen, klettert entspannt nach oben, genießt die Aussicht und irgendwann baut man einen Umleiter und der andere kommt nachgeklettert. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich nach der Morgen-Session Matts Kletterschuhe in meinen Rucksack gepackt hatte und dann ins Lager gebracht habe. Er hat einfach den großen Rucksack vom Vormittag mit nach Lang Khaai genommen und dachte seine Schuhe sind drin. Leider falsch gedacht, also viel Spaß mit deinen Öko-Tretern mein Freund. Naja, sollte kein Problem sein, da die Route wie gesagt nicht sonderlich schwer ist und er nur den Nachstieg geklettert ist.
Nachdem er dann auf meine Höhe geklettert ist heißt es das ganze Equipment, das ich unterwegs platziert habe und er aufgesammelt hat wieder sortieren und mir übergeben und dann weiter klettern. Also ich hoch zum Gipfel und mei, was willst du noch sagen, wenn du hier stehst…
Unser Fehler: wir haben die Aussicht vielleicht etwas zu lange genossen…
Du willst nicht am Berg sein, wenn es stockfinster ist…
Okay, lass uns abhauen, bevor wir nichts mehr sehen! Wir haben beide beschlossen, dass wir nicht den normalen Abseil nehmen, weil die Wahrscheinlichkeit, dass das Seil in irgendeiner Felsspalte hängen bleibt ziemlich groß ist und dann ist die Kacke am Dampfen. Also lass uns geschmeidig das Seil um diesen Block werfen und wir seilen uns zu diesem anderen Umlenker ab und von da aus runter. Theoretisch super!
Praktisch lief der Start auch ziemlich gut. Bis wir unten am Umlenker waren und dann das Seil nicht herunter bekommen haben. Es war einfach irgendwie festgeklemmt und alles ziehen, zerren und herumwerfen hat nichts geholfen. Jetzt hast du zwei ziemlich große Probleme:
- Du bekommst das Seil nicht zu dir, brauchst es aber
- Nachdem du alles versucht hast kannst du dir nicht mehr sicher sein, dass das Seil in einer wirklich sicheren Lage ist. Auf gut Deutsch: du willst dein Leben nicht mehr diesem Seil anvertrauen. Aber du musst da hoch klettern!
Was also jetzt? Noch mal zur Erinnerung: Matt hatte keine Kletterschuhe dabei. Und ist dann ohne tatsächliche oder 100%ige Sicherung irgendwie außenrum nach oben geklettert. Gott sei Dank ist er einfach so gut, dass nie wirklich Gefahr bestand, dass irgendetwas passiert. Aber es ist zumindest eine ziemlich unangenehme Situation. Oder einfach sau ätzend. Und es wird immer dunkler. Matt ist also irgendwann oben und da der Weg, den wir geplant hatten nunmal nicht funktioniert hat mussten wir einen anderen finden. Und es wird immer dunkler…
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Er hat mich dann ins Top Rope genommen und ich bin mit meinen Turnschuhen irgendwie nach oben geklettert. Die Kletterschuhe waren ja schon verstaut, weil Abseilen damit gar keinen Spaß macht. Also was jetzt? Neuer Plan: wir seilen uns von dem normalen Umlenker ab aber nur bis zu der Stelle, an der die erste Seillänge endet. Von da aus können wir ziemlich gut außenrum nach unten steigen. Denn da steht nunmal noch mein Rucksack mit meiner Kamera und meinem ganzen Krempel. Okay, also ich abgeseilt, Matt hinterher. Dann wieder Seil nachholen, sortieren, so dass es sich nicht verheddert, wieder befestigen und weiter laufen bis man an eine halbwegs sichere Position kommt. Und es wird immer dunkler…
Als ich dann an einer Stelle war, von der aus ich halbwegs sicher nach unten steigen konnte war es wirklich schon stockfinster. Und schon beim Tageslicht ist der Abstieg in die Bucht kein Zuckerschlecken. Es ist steil, es ist im Prinzip eine Klettertour. Und jetzt war es dunkel. Und die ersten Gewitter zogen auch noch auf. Blitze über dem Meer. Wenns läuft, dann läufts eben! Egal, man muss da durch also bin ich runter gestiegen. Schöne Toe Jams mit meinen Sneakern gemacht. Das heißt den Schuh drehen, in eine Spalte und dann wieder nach oben aufrichten, so dass er eingeklemmt ist. Meine Schuhe hat es nicht gefreut, aber was willst du machen.
Raus hier, ich seh nichts mehr!
Auch ein sehr kluger Schachzug von mir war, dass ich heute Mittag meine Stirntaschenlampe aus dem Rucksack genommen habe, weil ich sie 4 Wochen mit mir herumgeschleppt habe ohne sie je zu brauchen. Clever! Egal. Rucksack nehmen und dann irgendwie wieder raus aus dem Kessel. Es ist mittlerweile einfach Nacht. Und dann steht dir noch der Hike entlang der Küste bevor, der wie bereits erwähnt kein Zuckerschlecken ist. Und als wir fast am Ziel waren haben wir dann auch die ersten Rufe gehört: Tim von Goodtimes Adventures kam an, weil keiner wusste, ob uns irgendwas zugestoßen ist. Man hat da draußen keinen Empfang und na klar, wenn wir nicht rechtzeitig wieder zurück sind ist es ziemlich nett, wenn mal jemand schaut wo wir bleiben.
Ich möchte an dieser Stelle Matt mal ein großes Kompliment machen. Er war zu jeder Zeit Herr der Lage, hat sehr strategisch gehandelt, mir klare Anweisungen gegeben und auch wenn das Ganze irgendwie eine ungeplante Aktion war, die unerfahrene Personen in richtige Schwierigkeiten gebracht hätte, so hatte ich nie das Gefühl, dass wir das nicht schaffen. Ich hatte nie das Gefühl, dass irgendetwas schief laufen kann und ich hatte nie das Gefühl, dass ich in lebensbedrohlicher Gefahr bin. Ich wusste nur: das ist eine Geschichte die du nie vergessen wirst! Als wir dann auf dem Roller saßen und die Anspannung abgefallen ist haben wir erst mal gelacht und das Adrenalin genossen das durch unsere Adern geballert ist. Ich habe jetzt immer noch ein Grinsen im Gesicht und bekomme es nicht raus.
Das war einer der besten Tage meines Lebens. Danke Goodtimes. Danke Matt! Ich hol mir jetzt erst mal einen Pfannkuchen. Banana Nutella!
PS: Ich hoffe, wenn wir nächste Woche unseren Tauchkurs machen wird es nicht so chaotisch! 😉
ui ui ui!!!man man man…da steigt das adrenalin schon beim lesen…
Aloha Andy!
Lenny hier. Tollee Artikel hier auf deinem Blog! Ich bin auf Internet Recherche uber Koh Tao Kletterkurse hier auf deiner Seite gelandet und habe mich in deine Abenteuer gelesen, klingt sehr spassig.
Ich versuche gerade die beiden Climbing Anbieter auf der Insel zu vergleichen. Der Rock Master interessiert mich.
Wie es sich anhort kannst du Good Times sicherlich vollstens empfehlen. Aber hast du auch irgendetwas von Unterschieden zum “Climbing Project Koh Tao” erfahren?
Kleines Feedback für die Zukunft: Ich hätte mir vlt noch mehr hilfreiche Infos zu den Lehrern, dem Unternehemen, der Unterkunft etc. gewunscht. Vlt auch einen kurzen, langweiligen Absatz über facts wie Kosten, Termine, evtll Saisonzeiten.
Nur als Tipp 😉
Danke auf jeden Fall, dass du deine Erfahrung hier teilst.
Keep on rollin!
LG aus Germany,
Lenny
Aloha Lenny,
ich war selbst nicht mit dem Climbing Project unterwegs. Aber ich kenne ihre (damaligen) Climbing Spots und die waren lang nicht so cool wie die von GT. Auch das “Deep Water Solo” waren eher “Klippen” am Strand – wenn du da fällst schlägst du einfach auf dem Boden auf, wenn gerade keine Welle da ist. Aber ganz ehrlich: Keine Ahnung. Ich war mal in der Boulderhalle und das war ganz nett.
Danke mal für dein Feedback. Ich glaube so overall hab ich genug über die Leute geschrieben. Ist einfach schwierig über die Lehrer zu schreiben, weil mein erster noch während meiner 2 Monate gegangen ist, der zweite ging kurz nach mir. Ein anderer ging ein halbes Jahr später, ist jetzt wieder da. Die Fluktuation ist hier einfach – wie überall – entsprechend hoch, so dass ich keine langfristigen Empfehlungen geben kann. Zur Saison: Ich war im Mai/Juni. Das war super gut. Nicht überlaufen, trotzdem gutes Wetter. Kosten findest du spätestens auf der GT Homepage aber auch hier gibt es ja immer wieder Anpassungen. Schau doch einfach mal nach 🙂
lg Andy